Seelenflüstern...
Ich höre viele Geschichten, Schicksale, Erlebnisse. Sie werden mir
erzählt. Sie werden mir anvertraut. Sie werden mir geschenkt. Ich fühle
sie, bevor ich sie höre. Ich fühle auch, das nicht erzählte. Ich spüre
die Leichen, die vergraben sind. Aus diesen Zeiten und aus denen davor. Ich spüre die Schuld und den Schmerz, ich spüre die Wunden, die dem
anderen bis dato gar nicht bewusst waren. Die Seelen flüstern es mir zu…
sie flüstern es hinein in mein Herz, zusammen mit den ungeweinten Tränen, zusammen mit der Stummheit, die jetzt schreien möchte.
Sie flüstern es mir unter die Haut, dass sich mir die Haare
aufstellen, wenn die Dämonen sich zu erkennen geben. Ich fühle die Ketten, die die Menschen um ihr Geheimnis gelegt haben und ich halte
etwas für sie bereit.. einen Schlüssel. Er ist golden. Ich lass die Wahrheit nicht aus. Auch wenn sie abstrakt sein mag, unrealistisch, gar
utopisch. Ich wandere in den Geschichten herum, bis ich das was im Jetzt
erlöst werden will, an der Hand führe... denn es will gesehen werden,
von dir.
Ich halte den Raum für dich, deinen Tod und deine Geburt bereit. Ich
rede nichts schön, ich fordere dich heraus. wenn du deine Masken nicht
fallen lassen möchtest, bin ich nicht bereit dir ein zweites mal zu
begegnen, ohne dein Wagnis und deine Bereitschaft, deinen unterdrückten Schmerz in Worte und Tränen und Gefühle zu verwandeln. nicht für die
anderen. Erstmal für dich. Für dich alleine.
In diesen Momenten werde ich zu dir. Manchmal ist deine Geschichte
schwer auszuhalten, manchmal weine ich... für dich, bis du mir in die Augen schaust und tiefer sinkst, tiefer als je zuvor. All das mach ich
im Kreis der Frauen – die ähnliche Geschichten erlebt haben. Im Kreis
der Frauen, die ihre Namen abgeben um unpersönlich das zu halten, was
die grosse Mutter fordert – ihre Schwestern.
Ich höre viele Geschichten. Manchmal dauert es, bis ich mich selber
wieder von ihnen erhole. Von den Klärungen, von den Reinigungen, von
dem Kraftaufwand, der oft damit verbunden ist, wenn sich Energien in die
tiefsten Ritzen deines Seins gefressen haben, verankert und
festgeklebt… oder deine Angst zu gross ist, deinen Schatten zu begegnen. Darum brauch ich viel Ruhe. Darum kann ich nicht soviel arbeiten, wie
andere. Denn manchmal dauert die Nacharbeit noch Tage, sogar Wochen. Es
ist nicht vorbei, die Transformation, nur weil wir äusserlich den Kreis
verlassen haben.
Ich bin weiter am Feuer. und die Geschichten von mir und dir und ihr,
tanzen in den Flammen, bis die Alchemie vollendet ist. Manchmal bin ich
dann müde… und auch traurig… egal wieviel Glück es bedeutet... diese Gabe zu haben. Ich erlaube mir und zeige es. Ich bin keine erleuchtete,
mit Überkräften und Gleichmut. Ich reiss mein Herz auf... immer wieder…
so funktioniert es… und vielleicht verwandelt es sich, und vielleicht
verändert die Zeit, die Art meines Wirkens… wer weiss... wer weiss es
denn schon wirklich.
Eine alte Seele
Aho
<3
Sie lehnte sich zurück, ihr Schaukelstuhl bewegte sich im Wind und
leise breitete sich der vergehende Sommer über ihr aus. Sie schaute auf
die Felder und weiss, die Zeit der grössten Ernte war schon vorbei. Ruhe
würde wieder einziehn und die heissen Tage, würden sich verwandeln und
der anderen Jahreszeit entgegen wandern. Noch, hatte sie ein bisschen Zeit, ihre inneren Reisen abzuschliessen. Zeit Holz für die kältere Jahreszeit zu sammeln, Medizin zu zaubern, und Zeit sich auf den Übergang vorzubereiten. Sie gönnte sich eine Pause und dankte Gott für
die Hilfe und die Hände, die sich ihr selbstlos darboten. "Es ist ein
guter Sommer", kommt es ihr über die Lippen, bevor der Schlaf sie für
eine Weile erlöst… und sie wusste, sie durfte noch lernen mehr Hilfe
anzunehmen, mehr Unterstützung… im Traum setzte sie die Samen dafür.
https://spiritualrebels.wordpress.com/2015/08/21/553/